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Artikel aus Dentalmagazin 08/2006

 

TENDENZEN  Dr. Jan H. Koch: CT-gestützte Implantatversorgungen – niedergelassener Implantologe bietet Planungsservice per Internet

 

Implantate planen mit dem Kollegen aus Heidelberg

 

Rechnergestützte Implantatplanung auf der Grundlage von computertomografischen Aufnahmen liegt im Trend. Je wichtiger klinische Sicherheit und Dokumentation werden, desto größer ist der Wunsch nach zuverlässigen Planungsunterlagen. Vor allem Zahnärzte und Zahnärztinnen ohne große implantologische Erfahrung schätzen überschaubare, gut voraussehbare Abläufe. Ein niedergelassener Zahnarzt bietet interessierten Kollegen jetzt einen bisher einmaligen Planungsservice.

 

Die Idee entstand in der Praxis. Dr. Christopher Schramm, niedergelassen in Heidelberg, wurde immer wieder von Kollegen gefragt, wie er diesen oder jenen komplexen implantatprothetischen Fall lösen würde. Da er seit einigen Jahren Erfahrung mit einer Planungssoftware hatte, spielte Dr. Schramm die CT-Daten des Patienten auf seinen Rechner. Zusammen mit den weiteren diagnostischen Unterlagen plante er Implantatpositionen und Versorgung und besprach das Ergebnis mit seinem Kollegen. Da der Zeitaufwand nicht unerheblich war, kam ihm die Idee, seinen Service auch gegen Gebühr anzubieten.

 

Niemand muss ein Magier sein

 

Wann ist eine computergestützte Planung überhaupt indiziert? Natürlich muss in jedem Fall die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Ein Scan mit Computertomograph (CT) oder Digitalem Volumentomograph (DVT) bedeutet immer eine deutlich höhere Strahlenbelastung als ein OPG und ein Satz Zahnfilme. Andererseits kann eine gute Diagnostik den Behandlungsablauf vereinfachen und die Belastung für den Patienten verringern. Auch die Gefahr eines korrektiven Eingriffs sinkt. Dazu Professor Manfred Wichmann von der Universität Erlangen „Jeder diagnostische Mehraufwand reduziert das Risiko eines ästhetischen oder funktionellen Misserfolgs.“

 

Gute computergestützte Planung ist zudem häufig schonender für den Patienten. Sie ermöglicht in geeigneten Fällen eine transgingivale Implantatinsertion und damit eine vergleichsweise gering invasive Versorgung. Wenn großflächige Aufklappung entfällt, kann sogar auf eine sonst indizierte Vollnarkose mit stationärem Aufenthalt verzichtet werden. Vor allem ältere Patienten sind erfahrungsgemäß erst unter diesen erleichterten Bedingungen bereit, eine Implantatversorgung vornehmen zu lassen. Bei hohen ästhetischen Ansprüchen lassen Implantologen sogar für Einzelimplantationen DVT- oder CT-Scans durchführen. Da die Strahlenbelastung in den letzten Jahren deutlich reduziert wurde, könnte die Indikationsbreite in Zukunft weiter zunehmen.

 

Programmierte Implantatversorgung

 

Computergestützte Implantologie erleichtert die heute geforderte prothetikorientierte Rückwärtsplanung. Durch den Datensatz wird die spätere Versorgung ästhetisch und funktionell sehr exakt planbar. So lässt sich die Bohrtiefe auf weniger als 1,0 Millimeter genau berechnen. Verletzungen an Nerven und anderen Geweben sind laut Materialise, dem Vertreiber der SurgiCase-Software (Simplant), bei richtiger Planung ausgeschlossen. Neben der Implantatlänge wird auch die genaue dreidimensionale Lage im Raum bestimmt (Abb. 1). Die Implantatachsen lassen sich bei ausreichendem Knochenangebot am Bildschirm parallelisieren (Abb. 2 bis 4).

 

Mithilfe von computergesteuert hergestellten Bohrschablonen wird die Planung dann am Patienten ebenso exakt umgesetzt. Ein Satz umfasst drei Schablonen, jeweils für die Pilotbohrung und zwei Erweiterungsbohrungen. Die Daten für alle gängigen Implantatsysteme sind mit ihren Abmessungen in einer Datenbank hinterlegt. Das als Stereolithographie bezeichnete Herstellungsvefahren liefert auf Wunsch zusätzlich naturgetreue anatomische Modelle von den eingescannten Knochenstrukturen. Die Bohrschablonen können beim Simplant System je nach Fall schleimhaut- oder knochengelagert und zahngestützt sein. Die Schablonen passen präzise.

 

Komplette Planung oder Arbeitsteilung

 

Das Angebot www.implantatschablone.de wird von Dr. Schramm unabhängig vom Hersteller des Planungssystems angeboten. Es richtet sich primär an prothetisch versorgende Zahnärzte. Es ist aber auch für Chirurgen geeignet, die Unterstützung beim Einstieg in die Implantologie oder bei komplexen Versorgungen benötigen. Im Gegensatz zu anderen Anbieter, wie zum Beispiel einer Depot-Kette, erfolgt die Beratung nicht durch einen geschulten Mitarbeiter, sondern durch einen erfahrenen Zahnarzt. Je nach Wunsch gibt es für den Planungsservice zwei Optionen:

 

1. Der Auftraggeber hat nur die Viewer-Software zum Betrachten einer fertigen Planung am PC. Er schickt seinen Patienten zum CT und sendet den Datensatz an www.implantatschablone.de. Am Telefon oder auf Wunsch auch in der Praxis des Aufftraggebers wird gemeinsam besprochen, wie die Versorgung aussehen könnte. Dr. Schramm setzt die Planung nach den Vorstellungen des Auftraggebers innerhalb von zwei Tagen in eine Demoversion um. Diese kann nun dem Patienten am Bildschirm erläutert und bei Bedarf noch modifiziert werden. Wenn die Planung steht, sendet Dr. Schramm die Daten an die Firma Materialise. Dort werden die stereolithografische Modelle und SurgiGuide Bohrschablonen hergestellt und an den Auftraggeber gesandt.

 

2. Der Auftraggeber hat die SurgiCase Software und plant seine Fälle selbst. www.implantatschablone.de liefert die aufbereiteten Daten, Modelle und SurgiGuides werden von Materialise zugesandt. Bei Bedarf kann der Auftraggeber auf die professionelle Unterstützung durch Dr. Schramm zurückgreifen und die eigene Planung prüfen und korrigieren lassen. Dr. Schramm ist telefonisch jederzeit für eine Beratung erreichbar bzw. ruft kurzfristig zurück.

 

Fazit

 

Computergestützte Implantatplanung bringt zusätzliche Sicherheit für prothetisch versorgende und implantierende Zahnärzte. Erfahrene Altmeister mögen über dreiteilige Bohrschablonen-Sätze und anatomische Modelle lächeln. Doch auch der Sicherheitsgut und der Airbag haben sich am Ende auf breiter Front durchgesetzt. Nicht zuletzt könnte dieser Weg dazu beitragen, dass Implantatversorgungen für immer mehr Menschen zur Routine werden.

 

Mit einem neuen Planungsservice aus der Praxis haben interessierte Kollegen jetzt die Möglichkeit, ihren implantologischen Alltag ohne spezielle Software-Kenntnisse zu vereinfachen und auf eine sicherere Grundlage stellen. Wer das Angebot in Anspruch nimmt, kann viele komplexere Fälle selbst durchführen und behält seinen Patienten in der eigenen Praxis. Selbstverständlich sollte im Zweifel abgewogen werden, ob eine Überweisung nicht doch der bessere Weg ist. Kollegen mit einiger Erfahrung profitieren ebenso wie weniger erfahrene Zahnärzte, denen der Einstieg in die Implantologie erleichtert wird. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.

 

 

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